Demos and all the Fails: It’s not my Party, but I cry if I want to

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Foto: privat

Heute morgen, bevor die große Pinkstinks-Demo in Berlin losging, gab es im verwunschenen Lande von Facebook und auf unserem Mädchenmannschafts-Blog eine halbgroße Diskussion, in der es unter anderem darum ging, warum die Großdemo in Berlin heute gegen Sexismus in der Werbung nicht prominent promotet wurde.

Da ich diesen Vorwurf als Konglomeratsmitglied dann auch auf den Bereich hier übertragen kann, möchte ich einfach nochmal kurz bündeln, wieso-weshalb-warum ich mittlerweile solche Art von Großveranstaltungen skeptisch beäuge. Und ich fasse eigentlich auch nur nochmal zusammen, was ich an anderen Stellen heute schon den Tag über so gesagt habe.

Und der Disclaimer: Ich habe nicht an der Demo teilgenommen. Ich wollte es auch nicht. Es ist bisher auch nicht denkbar, dass ich in der Zukunft an solchen überdimensionalen Veranstaltungen nochmal mit gutem Gewissen teilnehme.

Das Große birgt meist auch die Gefahr großer Fails

Und es gab sie in der Vergangenheit: Slutwalk 2011. One Billion Rising 2013. Jahrelang hatte ich selber gehofft, dass derlei Großveranstaltungen irgendwie eine tolle Sache sein könnten und mensch sich zweckdienlich zugunsten *dieser Sache™ auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigen könnte. Mittlerweile kann ich nur sagen: Der kleinste gemeinsame Nenner ist mir inzwischen absolut schniepe, weil ich in keiner Weise mehr mit etwas in Zusammenhang gebracht werden möchte, das weitere Ausschlüsse produziert.

Das sage ich als Einzelperson, aber auch als Einzel-Mitglied der Mädchenmannschaft. Derartige Großveranstaltungen – eben auch die Demo von heute – sind in der Regel deshalb so erfolgreich, weil sie anschlussfähig an den Mainstream sind, und Nicht-Anschlussfähigkeit mag ein Problem sein: Zum Beispiel, weil ein Format wie meines hier oder auch die Mädchenmannschaft es nicht ist.

Solidarität heißt nicht, andere zur Solidarität zwingen zu wollen

Aber: Ich (persönlich/subjektiv/etc./pp.) habe in all den Jahren für mich gelernt, dass die Zusammenarbeit mit dem großen Flow Abstriche mit sich bringt, die ich nicht mehr machen möchte. Und ich betone: Ich möchte persönlich-individuell diese Abstriche nicht mehr machen, und es ist jeder und jedem freigestellt, es anders zu machen, und vielleicht sind es für einige keine Abstriche, sondern Vorteile, und dann: Go for it.

Ich möchte nicht gezwungen werden, Beifall zu spenden. Ich möchte auch nicht mit tausendmal „Danke!“ gepudert werden für meine Einstellung, die (und das weiß ich) halt den meisten zu radikal ist. Ich kann mich zum Beispiel mit dem Pinkstinks-Programm in vielerlei Hinsicht nicht identifizieren. Pinkstinks z.B. hat für mich teils sehr starke klassistische Einfärbungen, die insbesondere auch bei dem Burmester-Support-Text im SPON letztens stark durchflimmerten. Aber: Das heißt natürlich nicht, dass ich sexistische Werbung feiere.

Was ich nicht feiern kann

Dass ich sexistische Werbung nicht feiere, heißt nicht, dass ich automatisch damit einverstanden bin, dass Naziparolen zu lustigen Antisexismus™-Sprüchen umgedichtet werden (siehe: hier*). Transphobe Plakate wie dieses hier sind auch nix, was mein Herz erwärmt. Dass ironisch-gemeinte Slogans zu süffisant-(hetero-)sexistische Subtexten hinreißen lassen finde ich auch dem Zwecke der angekündigten Sache eher nur so mittelmäßig zuträglich. Aber wundert es mich? Nein, es wundert mich kein bisschen. Gegen die Reproduktion von Scheißsachen zu sein wird nicht besser, wenn dafür das Reproduzieren anderer Scheiße in Kauf genommen wird (bzw.: in Kauf genommen werden muss um mehr Hörer_innen zu generieren).

Worauf ich aber keine Lust habe: Mich zukünftig nochmal ankacken zu lassen, weil ich bestimmte Dinge nicht supporte – einfach, weil ich ganz eigene Erfahrungen gemacht habe. Ich vermeide die großen Dinger.

Und deswegen sage ich auch, präventiv auch für jeden zukünftigen Wickel, einfach nochmal: It’s not my Party, but I cry if I want to.

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*Update 03.09.2013: Eine der Personen auf dem Bild mit dem „Sexisten nehmen uns die Arbeitsplätze weg“ hat mir gemailt und mich gebeten, den Instagram-Link zu entfernen, was ich natürlich gerne tue:

„Uns war nicht bewusst, dass das geinstagramt worden ist und ich würde dich bitten, den Link zu entfernen. Der Spruch auf dem Plakat war sicher nicht unsere genialste Idee, andererseits waren wir uns sicher, dass er eindeutig sarkastisch bzw. satirisch verstanden wird. Du kannst ihn ja gerne als Negativbeispiel zitieren, nur dass wir auf dem Foto zu sehen sind, fanden wir nicht so toll.“

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18 Gedanken zu „Demos and all the Fails: It’s not my Party, but I cry if I want to

  1. […] ich euch einfach die Bilder von der gestrigen Demo gegen Sexismus in der Werbung und verweise auf Nadia’s 5 cents, einen Artikel in der Morgenpost, dann was von Julia – nämlich ihre und Kathy Meßmers Rede zum […]

  2. […] ich euch einfach die Bilder von der gestrigen Demo gegen Sexismus in der Werbung und verweise auf Nadia’s 5 cents, einen Artikel in der Morgenpost, dann was von Julia – nämlich ihre und Kathy Meßmers Rede zum […]

  3. Also letztendlich der Umstand, dass noch nicht einmal FeministInnen nicht sexistisch/rassistisch/klassistisch genug sein können, wenn sie nur in hinreichender Zahl auftreten (eine klassische Folge von IDPOL meiner Meinung nach)

  4. accalmie sagt:

    @Nadia: mich würde eher (ganz kurz) interessieren, warum mich eine Meinung über die Meinung zur Meinung von Patai/Koertge-IDPOL interessieren sollte? Ich ganz persönlich fände ja Deine Meinung zu feministischer Meinungen von WAYNE nach Nad. Ia. Sheh. Adeh quasi… interessanter.

  5. […] Thema nachdenkt, und den Eindruck mag ich auch gar nicht erwecken. Nadia Shehadehs sehr kluges “It’s not my party but I cry if I want to” ist bloß ein Beispiel, andere schwirren durchs […]

  6. […] Anfang war ich auch noch auf der Seite von Pinkstinks. Ich war motiviert und uninformiert. Das ist bei Pinkstinks-Anhänger_innen nichts Unübliches. Aber wer in der Lage ist, sich die Pinkstinks-Homepage anzuschauen, kann auch ein paar Klicks […]

  7. […] Anfang war ich auch noch auf der Seite von Pinkstinks. Ich war motiviert und uninformiert. Das ist bei Pinkstinks-Anhänger_innen nichts Unübliches. Aber wer in der Lage ist, sich die Pinkstinks-Homepage anzuschauen, kann auch ein paar Klicks […]

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